Post by Slim K team on Jun 3, 2005 21:07:35 GMT -8
visit Official Website: www.ali.com
[glow=red,2,300]Das Herz eines Boxers kennt mehr als nur eine Liebe[/glow]
Gott ist größer als der Größte: Was Muhammad Ali auch außerhalb des Rings zur Ikone qualifiziert ...
von Holger Kreitling/ DIE WELT
Muhammad Ali bei der Präsentation des Buchs GOAT auf der Frankfurter Buchmesse
Alles an Muhammad Ali drängt zum Exorbitanten. Die Leistung. Die kulturelle Bedeutung. Das globusumspannende Interesse an seiner Person. Die Inszenierung. Und weil wir heute dazu neigen, die Tragik des an Parkinson leidenden Champions zu sehen, muß man vielleicht daran erinnern, daß Ali über lange Jahre ein lustiger, alberner, sehr großspurig auftretender Mensch war. Einer, der für einen Gag seine Großmutter verkaufen würde und deshalb als Sportler zumindest in Deutschland lange nicht für voll genommen wurde - ein bißchen wie der Tennisspieler John McEnroe.
Wenn man das Buch "Die großen Jahre" durchblättert, mit Aufnahmen der Magnum-Fotografen, dann tritt einem neben dem selbstbewußten Sportler, der schwarzen Schönheit, der Pop-Ikone vor allem der Komiker Ali entgegen. Eben noch steht er mit nacktem Oberkörper auf einer Mauer und hebt triumphierend die Fäuste, im nächsten Bild springt er herunter, reißt die Augen auf wie ein Clown. Ali lacht. Ali scherzt. Ist sich für keinen visuellen Witz zu schade - auch für die fotografische Wirkung hatte er stets ein hervorragendes Auge.
1966 also besuchte er die Dreharbeiten zu "Das Dreckige Dutzend", Robert Aldrichs Film über Gefangene, die ein Todeskommando im Zweiten Weltkrieg übernehmen, ein Film, der - wie man in "Schlaflos in Seattle" lernen kann - Männer immer zum Weinen bringt.
Ali muß sich das alles angeschaut haben, und dann kam ihm eine Biene in die Quere. Und weil Journalisten dabei waren - Journalisten waren immer dabei -, fürchtete er sich arg vor der Biene. Fuchtelte mit den Armen. Verzog das Gesicht. Der Mann, der den Satz "Schweben wie ein Schmetterling, stechen wie eine Biene" berühmt gemacht hat, spielte übertriebene Angst vor dem Wappen-Tierchen. Keine lärmende Presseaktion ohne Ironie.
Der Weg vom Zampano zum mythisch umwehten Weisen ist erstaunlich. Im Herbst soll in Louisville, Kentucky, wo der Boxer 1942 als Cassius Marcellus Clay geboren wurde, das Muhammad Ali Center eröffnet werden. Ein internationales Kulturzentrum, Museum, Lehrstätte, die jenseits der Sportgeschichte den Ruhm und die Ideen des Namensgebers weitertragen soll. "Eigentlich wird das Muhammad Ali Center überlebensgroß sein, so wie der Gründer selbst, der Größte." Hier wird es Botschaft en masse geben: In sechs Pavillons sollen unter anderem "Mut, Überzeugung, Freigebigkeit, Spiritualität" dargestellt werden. Das Center möchte für "Respekt, Hoffnung, Verständnis" werben und "Erwachsene und Kinder überall inspirieren, das Beste aus sich zu machen." Dazu gehören keine Jabs und Punches, sondern Konfliktlösungstechniken, Religion und Philosophie.
Auf der Internet-Seite "http://www.alicenter.org" taucht die Biene wieder auf. "Float like a butterfly, sting like a bee" stammt von Bundini Brown, der den jungen Clay seinem Idol Sugar Ray Robinson vorstellte und dann zur Entourage gehörte. Im "Rap Room" der Webseite gibt es die Abteilungen "Bee-n-the-know" und "Bee-n-formed". Überhaupt sollen Kinder wie fleißige Bienen Informationen sammeln, auf Bildung wird großen Wert gelegt. Die Online-Spiele von Muhammad Ali handeln ebenfalls nicht vom Boxen, sondern von Politik, Gesellschaft, Bürgerrechten, Staatenkunde. Wer die richtigen Antworten hat, baut etwa eine Brücke für einen Zug, den "Vielfalts-Express", zusammen. Wenn die Fragen falsch sind, fällt der Zug die Klippe herunter.
TEIL II: www.welt.de/data/2005/05/14/718033.html?s=2
TEIL III: www.welt.de/data/2005/05/14/718033.html?s=3